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Wer mit seinem Boot auf der Binnenfahrt oder in Gezeitenrevieren unterwegs ist, wird gelegentlich schleusen müssen. Allein Deutschland zählt auf seinen Bundeswasserstraßen rund 350 Schleusen. Viele Freizeitkapitäne und frischgebackene Bootsfahrer gehen dem ersten Schleusen mit einem mulmigen Gefühl entgegen. Das muss nicht sein, denn das Schleusen ist viel einfacher als Sie sich das vielleicht vorstellen! Wenn Sie sich an die Grundregeln halten und einige wichtige Dinge beachten, kann in der Regel gar nichts schiefgehen. Mithilfe unserer Tipps und Tricks werden Sie perfekt vorbereitet sein, um auf Ihrem nächsten Bootsurlaub stressfrei zu schleusen. So wird Ihr Charter mit Nautal garantiert ein voller Erfolg!
Warum gibt es Schleusen?
Schleusen gibt es in der Regel dort, wo Gefälle im Wasser ausgeglichen werden müssen. Die Schleusen helfen Ihnen also dabei, mit Ihrem Wasserfahrzeug unterschiedliche Wasserstände zwischen zwei Abschnitten einer Wasserstraße zu überwinden. An Flüssen dienen sie der Überwindung von Staustufen, an Kanälen helfen sie der Bewältigung der Höhenunterschiede im Gelände.
Wie funktioniert eine Schleuse?
Das zentrale Bauelement einer Schleuse ist die Schleusenkammer. Die Schleusenkammer wird auf der Wasserstraße durch zwei Tore eingegrenzt, die wasserdicht verschlossen werden können. Mithilfe von kleinen Öffnungen unter beiden Toren oder in den Seitenwänden kann Wasser kontrolliert in die Kammer hinein- oder aus der Kammer herausfließen. So kann ein Boot, das auf einer Wasserstraße unterwegs ist, angehoben oder abgesenkt werden, bis es das gewünschte Wasserniveau erreicht.
Schleusen können manuell, elektrisch oder sogar automatisch betrieben werden. Bedient werden sie entweder vom Schleusenpersonal (Fremdbedinungsschleusen) oder aber Sie bedienen die Schleuse selbst (Selbstbedinungsschleusen). Der Betrieb einer Schleuse kann von Region zu Region variieren – wie die Schleusen funktionieren, bleibt jedoch immer gleich.
Was muss ich beim Schleusen beachten?
Wie schleuse ich denn nun genau? Wenn Sie wissen, worauf Sie achten müssen, ist das Schleusen gar nicht schwer. Wir erklären Ihnen Schritt für Schritt, wie Sie eine Schleuse richtig durchlaufen:
Wichtig in jeder Phase des Schleusvorgangs ist es, auf Beschilderungen und Signale zu achten und diese stets zu befolgen. Dazu zählen auch die Signale des Schleusenwärters, denn seine Aufgabe ist es, die Sicherheit der Boote im Schleusenbereich zu gewährleisten. Seinen Anweisungen ist also absolut Folge zu leisten.
Vor dem Schleusen
Der Schlüssel zum Schleusen ist eine gute Vorbereitung. Achten Sie bei der Routenplanung Ihres Bootsurlaubs darauf, welche Schleusen Sie passieren werden und informieren Sie sich über die jeweiligen Schleusenbetriebszeiten und -erreichbarkeiten oder eventuelle Schleusensperrungen. Voraussichtliche Schleusensperrungen sowie die Schleusenbetriebszeiten finden Sie bei www.elwis.de – das Onlineangebot der Wasserstraßen- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes. Hier werden alle schifffahrtsrelevanten Informationen für die deutschen Bundeswasserstraßen im Binnen- und Seebereich veröffentlicht.
Anmeldung zum Schleusen
Handelt es sich um eine Selbstschleuse, können Sie durch den ausgeschilderten grünen Hebel den Schleusvorgang auslösen. Wenn Sie eine Fremdbedienungsschleuse ansteuern, müssen Sie sich meistens vorher bei der Schleuse anmelden. So weiß der Schleusenwärter Bescheid, wie viele Boote schleusen möchten. Zur Anmeldung gibt es mehrere Möglichkeiten:
- UKW-Seefunk: Absicht zum Schleusen auf dem richtigen Kanal durchgeben
- Anmeldung per Telefon: Seit einigen Jahren können Sie sich in der Regel problemlos telefonisch zum Schleusen anmelden. Die Schleusenerreichbarkeiten in Deutschland finden Sie unter www.elwis.de.
- Anlegen im Wartebereich: Viele Schleusen haben Wartebereiche, wo schleusenbereite Boote anlegen dürfen. Oft reicht das für den Schleusenwärter als Anmeldung zum Schleusen aus. Unser Tipp: Beim Festmachen im Wartebereich ist es ratsam, ausreichend Abstand zur Schleuse einzuhalten, falls sich in der Schleusenkammer Boote befinden, die noch ausfahren müssen. Sollten bereits andere Sportboote warten, reihen Sie sich hinter diesen ein. Im Schleusenbereich herrscht absolutes Überholverbot!
- Meldestelle: Oft gibt es im Wartebereich eine Gegensprechanlage, an der Sie mit dem Schleusenwärter kommunizieren und um Schleusung bitten können.
Boot auf das Schleusen vorbereiten
Im Wartebereich warten Sie auf das Signal zur Einfahrt. Meistens wird dies durch Ampeln kommuniziert:
- Doppelt rot übereinander bedeutet, dass die Schleuse gerade nicht in Betrieb ist.
- Doppelt rot nebeneinander bedeutet, dass die Schleuse geschlossen ist, beziehungsweise die Einfahrt in die Schleuse im Moment verboten ist.
- Einzeln rot oder rot-grün nebeneinander heißt, dass die Schleuse zur Einfahrt vorbereitet wird. Das bedeutet für Sie: Bereithalten zum Einfahren. Achtung: Dieses Signal gibt es nicht an jeder Schleuse!
- Doppelt grün nebeneinander bedeutet, dass Sie in die Schleuse einfahren dürfen.
Während Sie auf die Einfahrt warten, sollten Sie Ihr Boot zum Schleusen vorbereiten: Fender (am besten Kugelfender) sollten auf beiden Seiten angebracht werden. Wertgegenstände verstauen Sie am besten unter Deck. Anschließend begeben sich die Besatzungsmitglieder auf Ihre jeweiligen Positionen. Eine Person sollte sich vorne und eine Person hinten am Boot befinden und jeweils mit einer Schleusenleine ausgestattet sein.
Einfahrt in die Schleuse
Wenn sich die Schleuse öffnet, warten Sie gegebenenfalls bis andere Boote aus der Schleuse heraus- und an Ihnen vorbeigefahren sind. Sobald die Ampel grün leuchtet, können Sie langsam und der Reihe nach in die Schleuse einfahren. Hier gilt: Vorfahrt beachten! Die Berufs- und Fahrgastschifffahrt fährt immer zuerst ein. Da nur eine begrenzte Anzahl an Booten in die Schleusenkammer passt, kann es hin und wieder zu Wartezeiten kommen – hier ist Geduld gefragt.
Sobald Sie an der Reihe sind, manövrieren Sie das Boot in die Schleuse. Fahren Sie so langsam wie möglich, um starken Wellenschlag zu vermeiden. Achten Sie darauf, auch in der Schleuse ausreichend Abstand zu Ihrem Vordermann einzuhalten. Wenn Sie sich allein in der Schleuse befinden, achten Sie darauf, die Drempelmarkierung nicht zu überschreiten. Der Drempel ist ein Mauervorsprung der in die Schleusenkammer hineinragt. Er ist in Deutschland durch gelbe Streifen an der Kammerwand gekennzeichnet.
Während dem Schleusen
Nachdem das Boot in die Schleusenkammer eingefahren ist und dort still liegt, legen die Personen am Bug und Heck des Bootes jeweils die Leinen um die Poller (die vordere Leine zuerst) und ziehen das Boot an die Schleusenwand heran. Achtung: In der Schleusenkammer dürfen die Seile niemals mit einem Knoten oder Kopfschlag festgemacht werden, sondern müssen festgehalten werden, damit das Boot beweglich bleibt und mit dem Wasser angehoben oder abgesenkt werden kann! Erst nach der Sicherung des Bootes sollte der Motor abgestellt werden.
Zu Berg schleusen (Aufwärtsschleusen)
Beim Aufwärtsschleusen laufen die Boote von Unterwasser (niedriger gelegener Teil der Wasserstraße) durch das Untertor in die Schleusenkammer ein. Sobald alle Wasserfahrzeuge gesichert sind, wird das untere Schleusentor geschlossen und die oberen Schleusenventile geöffnet. Durch die Öffnungen im oberen Schleusentor strömt Oberwasser in die Schleusenkammer und der Wasserstand in der Schleusenkammer steigt. Beim Anheben des Bootes durch den steigenden Wasserstand muss die Besatzung an Bord darauf achten, dass die Leinen gespannt bleiben, damit das Boot ruhig liegt. Sobald das Wasserniveau ausgeglichen ist, werden die oberen Schleusentore geöffnet. Die Taue werden an Bord eingeholt und die Boote können nacheinander die Schleuse verlassen.
Zu Tal schleusen (Abwärtsschleusen)
Wird wiederum abwärts geschleust, läuft das Boot vom Oberwasser in die Schleusenkammer ein. Das obere Schleusentor wird geschlossen und die unteren Schleusenventile geöffnet. Durch die Öffnungen im unteren Schleusentor fließt das Wasser aus der Schleusenkammer ins Unterwasser ab. Geben Sie während des Absinkens immer ausreichend Seil nach. Sobald die Boote auf den Wasserstand des Unterwassers abgesenkt wurden, wird das Schleusentor geöffnet und Sie können die Leinen einholen und Ihre Fahrt fortsetzen. Fahren Sie stets langsam und vorsichtig aus der Schleuse und halten Sie genügend Sicherheitsabstand zu größeren Booten ein (mindestens 50 Meter), damit Sie nicht in das Schraubenwasser eines manövrierenden Berufsschiffes geraten.
Nun steht Ihnen auf Ihrem Bootsurlaub nichts mehr im Wege und sind Sie bestens auf das Schleusen vorbereitet! Um mehr über die Schleusen und Schleusenöffnungszeiten in Frankreich zu erfahren, werfen Sie einen Blick auf unseren Blog. Um den Schleusvorgang auch bildlich vor Augen zu haben und noch einmal von vorne bis hinten zu durchlaufen, sehen Sie sich dieses Video von Unruh Marine an:
2 Kommentare
Hallo
Ich habe heute warscheinlich 2 Fehler gemacht. Ich bin bevor der Berufer wirklich festlag in die Schleuse eingefahren und beim rausfahren,bin ich dem Berufer in einem Abstand von 50 Meter gefolgt. Das war heute das erste Mal,das ich direkt hinter einem Berufer rein und raus gefahren bin. Alles gut gegangen.
Frage: Wie ist die richtige Handlungsweise,in so einer Situation?
Danke
Mit freundlichen Grüssen
Hallo Ulrich,
vielen Dank für deine Nachricht! Normalerweise solltest du warten, bis die Berufsschiffer komplett festliegen, da sie erheblich schwerer zu befestigen sind. Wenn die Berufer erst einmal festliegen, ist das das Go zum Einfahren. Beim Ausfahren gibt es tatsächlich keine genauen Regeln, jedoch ist es immer gut einen Abstand von 50 bis 100 m zu wahren, um den Berufsschiffern genügend Platz zum manövrieren zu lassen!
Beste Grüße,
Das Nautal-Team