Wem ist das noch nicht passiert: Man möchte richtig ankern, steuert eine traumhafte Bucht an, doch was wie das Paradies aussah, wird zu einem wahren Alptraum. Wir haben einige gute Tipps für Sie, wie Sie sicher und dauerhaft ankern können. Genießen Sie Ihre Nachtruhe ohne Störungen, indem Sie unsere Ratschläge befolgen.
Interessante Hinweise zum Thema „richtig ankern“:
- Suchen Sie sich bereits vorher eine windgeschützte Bucht aus, in der Sie ankern möchten. Bedienen Sie sich hierzu der Seekarte. Sie sollten außerdem bedenken, dass der Platz in der Bucht eingeschränkt sein kann. In vielen Revieren wird es insbesondere im Sommer sehr voll.
- Sehen Sie sich auf der Seekarte die Einfahrt in die Bucht an, ein Navi oder eine Sonde helfen Ihnen, eventuelle Felsen oder Sandbänke zu entdecken. So können Sie sich einen Schrecken ersparen.
- Zudem sollten Sie beim Einfahren in die Bucht auf die anderen Boote achten und in welche Richtung Sie „zeigen“, suchen Sie sich dann einen Platz aus.
- Ankern Sie mit dem Bug gegen die Windrichtung und lassen Sie genügend Abstand vom Ufer. Beachten Sie hier zudem die Gezeiten der Küste, an der Sie sich befinden.
- Werfen Sie den Anker aus und steuern Sie nun rückwärts. Sie können sich auch vom Wind in Gegenrichtung treiben lassen.
Weitere Tipps:
- Geben Sie, während Sie zurücksetzen, Stück für Stück mehr Kette nach, bis sich der Anker festsetzt und sich die Kette strafft. Vorsicht: Wenn Sie zu früh zu viel Kette stecken, legt diese sich auf den Anker und verhindert sein eingraben.
- Das 3-5fache der Wassertiefe an Kette stecken. In einigen Gebieten wie in der Türkei und auf den kanarischen Inseln können bis zu 100 m Kette nötig sein. Bedenken Sie, dass sich Ihr Boot bei einer Änderung der Windrichtung um die Kettenlänge versetzten kann. Eine Ankerboje ist hier sehr hilfreich.
- Der Wind wird Sie in Ihre endgültige Position bringen, je nach Lichteinfall, Wassertiefe und –Sauberkeit können Sie mit einem kurzen Tauchgang überprüfen, ob der Anker sich tief genug in den Boden eingegraben hat.
- Auch Schwojen müssen berücksichtigt werden. Dieser Begriff bezeichnet die Bewegung der vor Anker liegenden Boote bei Änderung der Windrichtung. Die Boote drehen sich um die Achse des Ankers und verändern Ihr Richtung im Abstand der Kettenlänge.
Was sind die typischen Fehler beim Ankern?
Fehler Nr. 1
Der häufigste Fehler ist die Missachtung von Winden und Meeresströmungen, denn gegen die Grundelemente haben Sie keine Chance! Auch wenn Sie weit ab und in anderer Richtung ankern: Wind und Strömung werden Sie bald in die gleiche Richtung treiben wie alle anderen Boote.
Als Beispiel können Sie sich die folgende Abbildung anschauen. Das grüne Boot liegt friedlich vor Anker. Als das rote Boot eintrifft, ist damit vorbei, denn es sieht weder den Anker noch die Kette des grünen Bootes. Der Anker wurde in nächster Nähe geworfen und die Windrichtung missachtet. Nach dem Ankern bewegt sich das rote Boot wieder in Windrichtung zum grünen Boot zurück, sodass es zur Kollision kommt. Daher wird ihm wird nichts anderes übrig bleiben, als sich unter vielen Entschuldigungen einen anderen Ankerplatz zu suchen.
Fehler Nr. 2
Der 2. Fehler ist, dass viele den Abstand zwischen Anker und Boot unterschätzen. Häufig wird die Kette an dem Punkt gesteckt, an dem Sie später liegen möchten. Dies ist jedoch ein Irrtum, da sich Ihr Boot nicht direkt über dem Anker befinden wird.
Schauen Sie sich das folgende Beispiel einmal näher an. Das rote Boot gelangt an eine schon recht volle Bucht und entscheidet, trotzdem dort zu ankern. Da in der Mitte der Bucht noch viel Platz, wird dort die Kette gesteckt. Anschließend fällt auf, dass man sich viel zu nah am Boot A befindet.
Ein korrektes Manöver wäre gewesen, den Anker hinter dem Bug des Bootes B zu werfen, wie wir im nächsten Bild sehen:
Fehler Nr. 3
Ein fataler Fehler ist die Fehleinschätzung der Kettenlänge anderer Boote und der entstehende Effekt beim Schwojen. Auch hier wieder ein Beispiel: Das grüne Boot liegt gemütlich vor Anker in der Bucht, als das rote Boot hinzukommt und ein Stück entfernt den Anker wirft. Das rote Boot steckt jedoch viel weniger Kette als das grüne Boot. Als sich der Wind dreht, beginnen die Boote Ihre Richtung zu ändern. Da der Radius des grünen Bootes größer ist als der des roten, findet eine unerwünschte Kollision statt.
Um diese Art von Vorfällen zu vermeiden, können Sie mit den Nachbarbooten sprechen und so eine bessere Einschätzung vornehmen. Denn wenn man die Kettenlänge weiß, kann man auch bei begrenztem Platz sicher ankern. Somit sollten Sie die gleiche Kettenlänge wie die umliegenden Boote stecken.
Und wo liegen Sie am liebsten vor Anker?
Finden Sie weitere spannende Tipps vor dem Chartern auf unserem Blog.
1 Kommentar
Zum Thema Ankern wollte ich mich auch noch melden. Ich bin sehr viel als Skipper Trainer unterwegs. Die bisherige Lehrmeinung bezüglich Länge der Ankerkette wurde mittlerweile revidiert. Wir verwenden mindestens das 8fache der Wassertiefe. Eines ist klar, mit 50m Kette auf den meisten Charteryachten hat man da nicht viel Spielraum. Auch hier möchte ich anbieten, kontaktieren Sie mich gerne wenn Sie sich austauschen wollen.
Schöne Grüße, Hartmuth Reich