Ob im Berliner Umland, auf der Havel oder an der Müritz – Deutschlands befahrbare Wasserwege bieten den perfekten Ort für einen Hausbootcharter. Seit dem 01.05.2000 ist dies auf mehr als 700 km sogar ohne Bootsführerschein möglich. In diesem Blogpost erfahren Sie alles wissenswerte, wenn Sie ein Hausboot mieten möchten, von verschiedenen Bootstypen über Nebenkosten bis hin zu Anlegemanöver.
(Fast) führerscheinfrei ein Boot mieten
Ein Bootsführerschein, genauer gesagt der SBF-Binnen wird seit 2000 auf vielen Wasserwegen in Deutschland nicht mehr benötigt. Jedoch trifft der Begriff führerscheinfrei nicht ganz zu, denn für das Führen der Hausboote muss ein Charterschein erworben werden.
Der Charterschein ist nur für den Zeitraum des Charters gültig und wird vor Übergabe des Bootes an der Basis nach dreistündiger Einweisung ausgestellt. Die Dauer der Einweisung ist vorgeschrieben und der Mitarbeiter vor Ort muss einem strengen Protokoll folgen, welches Themen wie Mann-über-Bord-Manöver, die genaue Verkehrsregelung und die technische Bootskunde (Was finde ich wo? Wie funktioniert was?) behandelt.
Nach einem Mix aus Theorie und Praxis erhält einer der Mitfahrenden den Charterschein. Wenn Sie etwas nicht genau verstanden haben, fragen Sie lieber dreimal nach und lassen es sich nochmals erklären! Gerne können die anderen Mitreisenden bei der Einführung zuhören, es bekommt aber immer nur einer der Gruppe den Schein ausgestellt. In seltenen Fällen dürfen auch zwei Personen den Schein erwerben, jedoch ist dies eigentlich nicht nötig, denn unter Aufsicht ¨des Kaptitäns¨ darf auch mal jemand Anderes ans Steuer.
Für diejenigen die keinerlei Interesse an der Einweisung zeigen, kann die Zeit perfekt genutzt werden, um das Boot mit Proviant zu versorgen und alles einzurichten oder einfach ein Stück Kuchen im nahe gelegenen Cafe zu verzehren.
Bootstypen
In der Charterbranche wird oftmals vom ¨Hausboot¨ gesprochen, jedoch ist dieser Begriff weitgefächert, denn er umfasst nicht nur Potonboote oder speziell entwickelte Charterboote, sondern auch Motoryachten und Kajütboote werden oftmals in diese Kategorie mit eingeordnet. Folgend stellen wir euch vier verschiedene Hausboottypen vor:
Das beliebte Bungalowboot
Das beliebteste Hausboot ist wohl das Potonboot auch Bungalowboot genannt, da es wohl vom Äusseren dem Begriff ¨Hausboot¨ am nächsten kommt. Das tolle an den Potonbooten ist das Raumgefühl, durch die großen Fenster scheint viel Licht ins Innere. Außerdem liegt der Wohnbereich auf einer Ebene, daher sind diese Art von Booten auch für Rollstuhlfahrer geeignet. Als Highlight haben die meisten Bungalowboote noch eine geräumige Terrasse auf dem Dach.
An der Mecklenburgischen Seenplatte liegt der Nachteil darin, dass sie die Müritz und den Plauer See nicht überqueren dürfen, da die Boote zu langsam sind (Höchstgeschwinidgkeit 12 km/h).
Preisspanne: 588 – 1.939 € pro Woche
Das traditionelle Hausboot
Das traditionelle Hausboot ist ein speziell entwickeltes Charterboot, welches meist über ein Bugstrahlruder verfügt und daher leicht zu navigieren ist. Für Neueinsteiger sind diese robusten Boote daher ein wunderbare Wahl. Sie verfügen über alle Annehmlichkeiten die man auf einem schwimmenden Zuhause benötigt, von einer vollausgestatteten Küche über Fernseher und Badeplattform. Diese Boote sind oft auch für grössere Gruppen (bis zu 12 Personen) sehr gut geeignet. Eines unserer Favoriten ist diese Custom made 45 für 5 Personen in Brandenburg an der Havel:
Der Vorteil dieser Boote gegenüber den Pontonbooten ist, dass Sie damit auch die Müritz und den Plauer See überqueren dürfen und dass sie leicht zu navigieren sind.
Preisspanne: 715 – 3900 € pro Woche
Das gemütliche Hausboot
Sehr gemütlich sind sogenannte Kajütboote. Oftmals sind diese eher kleiner und daher ideal für Paare oder kleine Familien geeignet. Wie der Name schon sagt, verfügen diese Boote über eine Kajüte im Bug des Bootes mit Schlafkoje und meist kleiner Küche und Bad. Der hintere Teil dient als kleine Veranda, die oftmals mit einem Plastikdach verschließbar ist. Der Vorteil dieser Boote ist, dass sie wenig verbrauchen und durch ihre geringe Größe durch alle Schleusen und Kanäle passen. Nagelneues Kajütboot an der Müritz:
Das sportliche Hausboot
Für diejenigen die etwas sportlicher unterwegs sein möchten, gibt es auch Motoryachten mit Übernachtungsmöglichkeit. Diese verfügen meist über eine sehr hochwertige Innenausstattung, sind geräumig, aber sowohl im Verbrauch als auch im Charterpreis etwas teurer. Wer also seinem Hausbooturlaub einen luxuriösen Touch geben möchte, sollte beispielsweise mal einen Blick auf diese Delphia Yacht für 4 Personen werfen. Wegen der erhöhten Motorleistung von bis zu 500PS sind diese Boote auch in der führerscheinfreien Zone führerscheinpflichtig.
Preisspanne: 690 – 2325 € pro Woche
Nebenkosten
Wie bei einer Autovermietung fallen bei einer Bootsvermietung auch Nebenkosten für Benzin, Endreinigung und Kaution an. Zusätzlich kommen oftmals noch Kosten für den Charterschein und in seltenen Fällen Administrationskosten oder Kosten für ein Charterpaket dazu.
Benzin
Bei den meisten Charterfirmen wird der Benzinverbauch nach Betriebsstunden abgerechnet. Je nach Größe des Bootes müssen Sie mit 5,95€ – 10,20€ pro Betriebsstunde rechnen. Durchschnittlich fährt man 4-6 Stunden pro Tag, bei einem großen Boot sollten Sie also pro Tag mit circa 60€ an Zusatzkosten einkalkulieren, bei Sportbooten noch mehr.
Es kann auch vorkommen, dass eine Treibstoffkaution beim Check-in hinterlegt werden muss, diese liegt bei 190€ pro Woche und gibt der Charterfirma eine gewisse Sicherheit.
Oftmals wird der Kraftstoff aber auch nach Verbrauch abgerechnet. Die meisten Hausboote verbrauchen circa 3 – 10 Liter/Stunde.
Endreinigung
Kosten für eine Endreinigung sind bei den meisten Charterfirmen obligatorisch. Auch hier kommt es wieder auf die Größe des Bootes an. Rechnen Sie mit einer Gebühr von 25-150€ pro Charter. In seltenen Fällen kann die Endreinigung auch vom Charterer übernommen werden, das Boot muss dann in dem Zustand übergeben werden, wie Sie es beim Check-in vorgefunden haben.
Kaution
Um eine Kaution kommt man bei keinem Bootscharter herum. Diese liegt meistens zwischen 300-2500€, abhängig von der Grösse und des Baujahres der Bootes, und muss in Bar oder per Kreditkarte beim Check-in hinterlegt werden.
Die Kaution wird beim Check-out nach gründlicher Überprüfung des Bootes zurückerstattet.
Wer dennoch das Risiko einer Kautionshaftung ausschließen möchte, kann bei einigen Anbietern eine sogenannte Kautionsversicherung oder auch Haftungsausschluss genannt hinzubuchen. Dadurch wird die Kaution meist auf 250€ oder weniger reduziert, es muss aber pro Vermietungstag eine Gebühr von 20-45€ bezahlt werden, die nicht erstattet wird.
Anlegen, Ankern und Schleusen
Das Anlegen ist grundsätzlich überall möglich, es sei denn das Ufer oder der Steg ist als Privat ausgeschildert. Meist fährt man mit dem Bug in schrägem Winkel zum Ufer, einer der Mitfahrenden springt dann heraus und befestigt die vordere Leine an einem Poller. Das Heck wird anschließend händisch herangezogen. Wenn kein Poller zu Verfügung steht, müssen Sie selbst zwei Pflöcke in das Ufer schlagen, um das Boot festzumachen. Achten Sie darauf immer gegen den Wind bzw. Gegen die Strömung anzulegen.
Wenn Sie ungern am Ufer anlegen möchten, gibt es natürlich die Möglichkeit in einem Hafen am Steg anzulegen. Meist zahlen Sie bei den Marinas eine geringe Gebühr von 5-15€ pro Nacht, je nach Bootsgrösse. Kleiner Tipp: im Sommer kann es manchmal ganz schön eng werden mit den Liegeplätzen, rufen Sie also immer einen Tag vorher an und erkundigen Sie sich nach der Verfügbarkeit.
Ankern können Sie grundsätzlich auch überall, außer auf der Müritz und dem Plauer See, diese müssen Sie direkt überqueren ohne anzuhalten. Ankern ist grundsätzlich kinderleicht und in einer einsamen Bucht zu ankern ist ein einmaliges Erlebnis und sollte auf einem Hausbooturlaub nicht ausgelassen werden.
Alle Hausboote verfügen über ein Echolot, welches Ihnen die Wassertiefe anzeigt. Am besten ist es am Anfang mal das ankern in einem etwas flacheren Gewässer von 1,5 – 5 meter zu testen, da Sie so nicht gleich die ganze Ankerkette rauslassen müssen. Die meisten Boote verfügen über manuelle Ankerwinschen, bei denen Sie den Anker dann wieder manuell – durch vor- und zurückführen des Winschenhebels – hochziehen.
Auf Ihrer Bootsfahrt werden Sie verschiedene Arten von Schleusen passieren müssen. Von automatischen Schleusen, Schleusen mit Schleusenwärter bis zu manuellen Schleusen, bei denen Sie durch Kurbeln die Schleuse per Hand selbst öffnen müssen.
Bei der Einweisung bekomme Sie hierzu ausreichend Informationen und auch in den Bordbüchern ist der Schleusenvorgang meist sehr detailliert beschrieben. Für Anfänger sind Schleusen daher kein großen Hindernis. Kleiner Tipp: Beachten Sie die Schleusenöffnungszeiten in Ihrem Reisegebiet (Mittagspausen, Feiertage etc. ).
Mietzeiträume
Spontan für einen Tag ein Hausboot mieten hört sich zwar toll an, ist aber leider bei unseren Booten nicht möglich. Die Mindestmietzeit beträgt 3 Nächte, da sich ein kürzerer Zeitraum einfach nicht lohnt. Außerdem wollen Sie die Gegend auch richtig erkunden oder?
Ein Wochenende (3 Nächte, 4 Tage)
Ein Hausboot übers Wochenende zu mieten ist sehr beliebt. Der Check-in erfolgt hier immer Freitags Nachmittags meistens ab 14 – 16 Uhr. Denken Sie daran, wenn Sie den Charterschein benötigen frühzeitig an der Basis zu sein, denn die Einweisung dauert 3 Stunden!
Der Check-out ist immer am Montag Morgen zwischen 8:30 – 10 Uhr. Nach Absprache ist es jedoch bei manchen Basen möglich das Boot auch schon am Sonntag abzugeben.
Die Kurzwoche (4 Nächte, 5 Tage)
Wer dem Wochenendtrubel entgehen möchte, sollte einen Kurzwochencharter ins Auge fassen. Diese sind immer von Montag – Freitag.
Check-in Zeit: Montag zwischen 14 – 16 Uhr
Check-out Zeit: Freitag zwischen 8:30 – 10 Uhr
Ein- oder Mehrwochencharter
Die meisten Hausboote sind für Wochencharter verfügbar. Nicht alle Charterfirmen bietet einen Wochenend- oder Kurzwochencharter an. Einen Wochencharter können Sie an den Übergabetagen Freitag, Samstag und Sonntag übernehmen. Hier auch wieder ab 14 – 16 Uhr.
Abgabe ist dann je nachdem auch wieder Freitag, Samstag oder Montag zwischen 8:30 – 10 Uhr.
Falls Sie diesen Sommer oder Herbst ein Hausboot mieten möchten, schauen Sie einfach auf unserer Website oder kontaktieren Sie uns direkt via Email: info@nautal.de oder Telefon: 030 318 768 01.
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1 Kommentar
Danke für die guten Tipps zum Boot mieten. Bekannte werden diesen Sommer vermutlich auch ein Hausboot mieten. Auf der Havel kann man ja wirklich sehr schön herumfahren.