Sie wollen ein Boot mieten während Ihres nächsten Urlaubs und sind sich nicht sicher, welchen Führerschein Sie benötigen? Oder möchten Sie ein Segelboot mieten und wollen wissen, wo der deutsche Bootsführerschein gültig ist? Im heutigen Artikel wollen wir uns die verschiedenen Bootsführerscheine anschauen und auch darstellen, auf welchen Meeren welcher Führerschein notwendig ist. Planen Sie Ihren nächsten Törn in vollem Vertrauen, dass Sie perfekt vorbereitet sind aufs Wasser, egal ob offenes Meer oder Binnengewässer!
Welche verschiedene Arten von Bootsführerschein gibt es?
Wenn Sie einen Bootsführerschein anstreben, dann sollten Sie sich überlegen, wo genau Sie diesen auch benötigen werden. Es gibt generell zwei amtlich akzeptierte Bootsführerscheine, den SBF Binnen und den SBF See. Wir schauen uns die beiden Scheine gleich mehr im Detail an. Zuvor bleibt noch zu erwähnen, dass ein Bootsführerschein lebenslang seine Gültigkeit behält. Sie müssen diesen also nie erneuern oder erneut ablegen.
Der Sportbootführerschein (SBF)
Der in Deutschland gültige Bootsführerschein, den Sie absolvieren können, ist der Sportbootführerschein. Dieser heißt so, weil in Deutschland alle Boote, welche nicht Berufsboote sind, als Sportboote klassifiziert sind. Die Unterschiede des SBFs sind wie folgt:
- Der SBF Binnen ist auf den Bundeswasserstraßen in Deutschland gültig. Wer in Besitz von diesem ist, darf Sportboote bis zu einer Länge von 20 Meter führen.
- Der SBF See ist auf jenen Gewässern gültig, auf denen die Kollisionsverhütungsregeln (KVR) zur Geltung kommen. Dies ist vorwiegend auf dem Meer, sowie auf den Seeschifffahrtsstraßen der Fall. Mit dem SBF See dürfen Sie Boote in ganz Europa führen. Die Bestimmungen in Übersee schauen wir uns weiter unten im Artikel an.
Die Verbandsführerscheine:
Folgende Führerscheine sind amtlich nicht gültig, können aber absolviert werden in einem Verband. Diese Scheine sind eine Art zusätzliche Qualifikation, welche bescheinigt werden kann, jedoch einen Bootsführerschein in keiner Art und Weise ersetzt!
Sportküstenschifferschein (SKS)
Die nächste Führerscheinstufe ist der Sportküstenschifferschein, auch SKS genannt. Mit diesem können Sie auf dem deutschen Meer, an der Ostsee und Nordsee, mit dem Boot unterwegs sein. Der SKS erlaubt Ihnen, dass Sie bis zu 12 Seemeilen Abstand von der Festlandküste haben.
Sportseeschifferschein (SSS)
Der Sportseeschifferschein, SSS, lehrt Sie, welche Fähigkeiten Sie benötigen, wenn Sie weiter aufs Meer hinausfahren möchten. In sogenannten “küstennahen Seegewässern” können Sie mit diesem Bootsführerschein in See stechen. Sind Sie in Besitz dieses Dokuments, dann können Sie die gesamte Ost- und Nordsee befahren, den englischen Kanal, den Bristolkanal, die irische und schottische See, das Mittelmeer und das Schwarze Meer. An anderen Küstengebieten können Sie das Land bis zu 30 Seemeilen hinter sich lassen.
Sporthochseeschifferschein (SHS)
Mit dem Sporthochseeschifferschein, dem SHS, können Sie alle Boote überall auf der Welt fahren. Mit diesem Schein sind Sie ein komplett ausgebildeter Sportbootfahrer! Weitere Details zu den verschiedenen Bootsführerscheinen finden Sie hier!
Welche Boote sind führerscheinfrei?
Nun wollen wir uns anschauen, welche Boote ohne Führerschein gemietet werden können. Seit 2017 gelten in Deutschland Regeln, die besagen, dass Boote nun in gewissen Gebieten auch ohne Führerschein gemietet werden dürfen. Diese Gebiete wachsen stetig und wurden in den letzten Jahren schon zweimal erweitert. Somit ist es möglich, dass Sie potenziell gar keinen Bootsführerschein benötigen, um Ihren Traumurlaub zu unternehmen! Generell kann gesagt werden, dass bis zu einer Nutzleistung von 15 PS (bzw. 11.03 kW) ein Boot ohne Führerschein gefahren werden darf. Je nachdem wo Sie unterwegs sind, gelten jedoch zusätzliche Vorschriften. Diese können die Länge des Bootes oder die Segelgröße beinhalten. Informieren Sie sich vor dem Mieten direkt bei Ihrem Vermieter, damit Sie sich im gesetzlichen Rahmen befinden.
Was für Regeln gelten für deutsche Gäste im Ausland?
In Europa gilt die sogenannte “Gastregel”, wenn es um Bootsführerscheine geht. Diese besagt, dass Besucher aus dem Ausland, also zum Beispiel Deutsche, die in Spanien Urlaub machen, denselben Führerschein vorweisen müssen, der auch in Deutschland gültig ist. Ist in Deutschland kein Führerschein erforderlich, wenn Sie beispielsweise ein Boot mieten welches weniger als 15 PS hat, dann dürfen Sie dieses in Spanien auch ohne Führerschein mieten.
Sind Sie in Übersee unterwegs, dann gelten andere Regeln als in Europa. Anders als in Europa benötigen Sie in Amerika, Asien und Australien ein sogenanntes “Sailing Resume”, welches von den Charterfirmen verlangt wird. Ihr Segel-Lebenslauf muss von den Charterfirmen akzeptiert werden, damit Sie das Boot selbst mieten und fahren dürfen. Wird das “Sailing Resume” nicht akzeptiert, dann können die Charterfirmen einen kostenpflichtigen Skipper stellen, der mit an Bord kommt.
Welcher Bootsführerschein gilt für welche Bootsart?
Motorboote
Bei Motorbooten gilt die Grenze von 15 PS Nutzleistung (bzw. 11.03 kW) und eine maximale Bootslänge von 15 Metern, sowie einer Maximalgeschwindigkeit von 12 km/h in stillem Wasser. Dieselben Regeln gelten für Kajütboote oder Schlauchboote mit Motor: die Motorleistung darf 11.03 kW nicht übersteigen, sonst braucht der Kapitän einen Bootsführerschein. Beachten Sie die Bereiche, welche von dieser Regel ausgenommen sind, wie zum Beispiel die Region um Berlin.
Segelboote
Hat ein Segelboot einen Motor, dann darf dieses nur bis zu 15 PS ohne Führerschein gefahren werden. Bei Segelbooten gelten jedoch noch zwei weitere Faktoren, und zwar die Länge des Bootes sowie die Segelfläche des Bootes. Ein Boot darf somit nicht länger als 15 Meter sein, ohne dass ein SBF See notwendig ist um dieses zu fahren. Die Regeln betreffend Länge und Segelfläche sind auch geltend, wenn ein Boot keinen Motor hat.
Hausboote
Für Hausboote gelten generell andere Regeln als für Motorboote und Segelboote. Bei Hausbooten ist die Führerscheinpflicht abhängig vom Bereich, in dem Sie unterwegs sind. Ein Bootsführerschein wird in der Region um Berlin vorausgesetzt. In anderen Gebieten müssen Sie, bevor Sie das Boot übernehmen, eine sogenannte Chartereinweisung besuchen. Außerdem darf das Hausboot nicht mehr als 12 Personen an Bord haben. Lesen Sie in unserem spezifischen Hausboot-Artikel mehr zu den konkreten Regeln, welche für Ihren Urlaub zutreffend sind.
Gültigkeit von Ihrem deutschen Bootsführerschein
Wie schon gesagt, profitieren Sie mit Ihrem deutschen Bootsführerschein von der Gastregel und können daher mit diesem überall in Europa ein Boot führen. Wir erwähnen hierzu zwei Ausnahmen:
- In Deutschland, müssen Sie zusätzlich zum SBF See noch ein Sprechfunkzeugnis vorweisen können, um auf dem Meer fahren zu dürfen. In Kroatien muss dieses auch vorgewiesen werden. Hier muss es nicht zwingend der Skipper sein, sondern nur eine Person an Bord.
- In Griechenland wird oft verlangt, dass ein zweiter Skipper an Bord mit dabei ist, wenn Sie auf dem Meer fahren. Das ist das sogenannte “Co-Skipper Certificate”.
Abgesehen von diesen Ausnahmen, können Sie mit dem SBF See und einem guten “Sailing Resume” überall auf der Welt ein Boot mieten und fahren. Wir wünschen viel Spaß auf dem Meer!